GMP Zertifizierung und GMP Zertifikat in der Pharma Industrie – Was ist das?
Immer wieder erreichen uns die Fragen zur GMP Zertifizierung und dem GMP Zertifikat. Dabei beruht ein häufiges Missverständnis darauf, dass eine GMP Zertifizierung ähnlich abläuft wie eine ISO Zertifizierung. Das ist aber nicht Fall. Die Bezeichnung „GMP Zertifikat“ ist daher so nicht ganz korrekt. Aber was gibt es wirklich?
In Europa werden die Arzneimittel und Wirkstoffhersteller durch die zuständigen Überwachungsbehörden im Hinblick auf die Einhaltung der Grundsätze einer guten Herstellungspraxis (Good Manufacturing Practices – also GMP) überwacht. In Deutschland erfolgt die Überwachung in Verantwortung der Bundesländer. In der Regel ist das Regierungspräsidium oder die Bezirksregierung dafür zuständig. Der Ort an dem die Produktion ansässig ist, ist demnach die entscheidend. So werden z.B. die Betriebe in Frankfurt von dem Regierungspräsidium in Darmstadt überwacht. Eine Liste der zuständigen Länderbehörden ist im Internet verfügbar:
GMP Überwachungsstellen in Deutschland
Insgesamt gibt es 37 Überwachungsbehörden, darunter 27 GMP-Inspektorate, welche die Überwachung von Herstellern und Einführern durchführen. Es gibt 6 Inspektorate für Tierimpfstoffhersteller und zusätzlich 10 Arzneimitteluntersuchungsstellen. Laut einer Statistik der ZLG (nur Daten aus 2011 verfügbar) wurden in dem betreffenden Jahr 1470 GMP Inspektionen in Deutschland durchgeführt. Ca. 2000 Betriebe haben eine sogenannte Herstellungs-und/oder Einfuhrerlaubnis für Humanarzneimittel, produzieren also unter Einhaltung der GMP Anforderungen. Im Falle der Einfuhrerlaubnis produziert der außerhalb der EU gelegene Standort gemäß den EU GMP Anforderungen. Das prüft die zuständige Behörde vor dem erstmaligen Import eines Arzneimittels, wenn der Standort außerhalb der EU liegt. Außerdem werden regelmäßig (alle 2 Jahre laut EU Vorgaben) GMP Inspektionen zur Überprüfung der Einhaltung der GMP Anforderungen durchgeführt. Auch für Wirkstoffbetriebe ist eine GMP Überwachung vorgesehen. Allerdings ist die Durchführung einer GMP Inspektion nicht Voraussetzung für die Erteilung einer Herstellungserlaubnis wie bei Arzneimitteln. Bei Wirkstoffen entscheidet die Behörde selbst, wann eine Inspektion durchzuführen ist. Für einige Wirkstoffe gibt allerdings eine Ausnahme, so z.B. solche Wirkstoffe die tierischer, menschlicher oder mikrobieller Herkunft sind oder auf gentechnischem Wege hergestellt werden. In diesem Falle bedarf es einer Herstellungserlaubnis nach AMG §13 bzw. bei der einfuhr eines Zertifikats nach AMG §72a(1)2. Die Überwachung erfolgt analog zu den Arzneimitteln.
GMP Inspektionen und die Grundlagen
Eine GMP Inspektion im Pharma Umfeld kann daher ausschließlich eine staatliche Behörde durchführen. Akkreditierte Stellen, die z.B. ISO Audits durchführen, dürfen keine offiziellen GMP Inspektionen veranlassen oder die GMP Konformität zertifizieren. Wie bereits ausgeführt gibt es auch keine GMP Zertifizierung/GMP Zertifikat der Behörde, wohl aber eine Bescheinigung. Die offizielle Namensgebung ist: „Bestätigung der Übereinstimmung eines Herstellers mit GMP“. Umgangssprachlich wird das oft mit „GMP Zertifikat“ bezeichnet. Die Grundlage für die Durchführung bildet die EU GMP Richtlinie 2001/83/EG. Diese Richtlinie wurde in deutsches Recht umgesetzt. Die Behörde inspiziert auf Grundlage der Anforderungen in der EU Richtlinie 2003/94 EG. Die konkrete Auslegung dieser Anforderungen finden sich im EU GMP Leitfaden inklusive der Anhänge. In Deutschland kommt für die Umsetzung auch die Arzneimittel-und Wirkstoffherstellungsverordnung zur Anwendung. Diese wurde erlassen um eine konkrete Durchführungsverordnung zu haben. Diese Durchführungsverordnung enthält z.B. auch in § 42 den Ordnungswidrigkeitenkatalog für den Fall, dass Unternehmen gegen die GMP Vorgaben verstoßen.
Das WHO GMP Zertifikat
Die zuständige Überwachungsbehörde kann einem Betrieb, der eine Herstellungserlaubnis besitzt – also nach GMP arbeitet und überwacht wird – auf Antrag des Arzneimittelherstellers ein WHO GMP Zertifikat ausstellen. Arzneimittelhersteller benötigen diese Zertifikate oft für den Export, da der Zoll von nicht EU Ländern diese Zertifikate in der Regel anfordert. Daher werden WHO Zertifikate oft auch als Exportzertifikat bezeichnet.
Andere GMP Zertifikate
Aus dem oben genannten Gründen gibt keine GMP Zertifikate für Firmen die z.B. Anlagen für die pharmazeutische Produktion entwickeln oder andere Herstellungsnahe Tätigkeiten durchführen. Der pharmazeutische Unternehmer ist also dafür verantwortlich, dass er Dienstleister und Zulieferer auswählt, die GMP gerechte Leistungen anbieten. Im Rahmen einer Lieferantenqualifizierung muss er nachweisen, dass er die ausgewählten Lieferanten initial und dann regelmäßig überwacht. Dafür muss der pharmazeutische Unternehmer einen risikobasierten Ansatz wählen. Bei Lieferanten, deren Produkte ein geringes potentielles Risiko für die Patientensicherheit aufweisen, kann die Überprüfung z.B. über Selbstbewertungsbögen erfolgen. Bei Dienstleistungen die potentiell ein hohes Risiko für die Patientensicherheit bergen, mag eine GMP Überprüfung des Lieferanten durch ein GMP Audit erforderlich sein. Siehe dazu auch die GMP News „Nicht behördliche GMP-Zertifizierungen bei der Herstellung in Reinräumen“
GMP Qualifizierung von Mitarbeitern und Führungskräften
Sowohl der EU GMP Leitfaden (ebenso der cGMP Guide der FDA) fordern das Personal ausreichend qualifiziert und fortlaufend weiter gebildet werden muss. Jedes pharmazeutische Unternehmen muss aus diesem Grund ein umfassendes Schulungssystem etablieren, welches die GMP Schulungen plant und dokumentiert. Concept Heidelberg hat als größtes europäisches GMP Aus- und Weiterbildungsinstitut spezielle GMP Lehrgänge entwickelt die diesen Anforderungen entsprechen. Die dafür anerkannten GMP Seminare können einzeln besucht werden aber es besteht auch die Möglichkeit mehrere Seminar zu besuchen um so einen GMP Lehrgangsabschluss zu erwerben. Im Rahmen der GMP Erstqualifizierung werden GMP Basistrainings organisiert und mit einem anerkannten Teilnehmer Zertifikat abgeschlossen. Darüber hinaus gibt es jährlich über 300 GMP Seminare, Workshops und Konferenzen die zur GMP Qualifizierung genutzt werden können. Die Weiterbildungsmaßnahmen sind nicht nur für Mitarbeiter und Führungskräfte aus der Pharma und Wirkstoffindustrie relevant. Auch Dienstleistungsunternehmen für die Pharmaindustrie (EDV Anbieter, Auftragslabors, Reinigungsfirmen etc), Anlagenbau- und Engineering Firmen und andere Unternehmen die Leistungen erbringen sollten die Qualifizierungsmaßnahmen besuchen. Für größere Schulungsgruppen werden auch GMP inhouse Seminare angeboten. Alternativen für die GMP Qualifizierung können auch GMP eLearning Kurse sein
GMP Mock Inspektionen und GMP Audits
Von GMP Mock Inspektionen spricht man, wenn ein Betrieb vor einer offiziellen GMP Inspektion durch die Behörde, von einem erfahrenen GMP Auditor überprüft wird. Dabei ist es das Ziel noch eventuell vorhandene Schwachstellen zu finden und zu beseitigen. GMP Audits wiederum sind im Gegensatz zu GMP Inspektionen Maßnahmen die von den Unternehmen selbst durchgeführt werden (interne GMP Audits oder Selbstinspektionen) oder durch externe Dienstleistungsunternehmen die sich darauf spezialisiert haben. Zusätzlich werden GMP Audits häufig bei Lieferanten (Rohstoffe, Packmittel, Dienstleister, Engineering etc.) oder bei Auftragsherstellern im Rahmen der Lieferantenqualifizierung durchgeführt. Die PCA Consulting (eine Geschäftseinheit der Concept Heidelberg GmbH) bietet einen solchen Service weltweit an.
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